Die Fotos zeugen davon, wie in der Stadt, also öffentlich für jedermanns Wahrnehmung, mit der Erinnerung an das schwerwiegende Naturereignis umgegangen wurde: mit handwerklichen, technischen oder künstlerischen Lösungen, in Bronze wie auf dem Friedhof oder serifenlos wie aus dem Bauhaus, mit notdürftiger Pinselschrift auf der Backsteinwand oder solider Steinmetzarbeit, gegossen oder gehämmert, bürokratisch oder dramatisch, Marken aus Messing, Stein oder Holz, dazwischen die offizielle Bronzetafel der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie durchziehen die Stadt wie eine imaginäre Linie, die die höchsten Wasserstände an diesen beiden Tagen vergegenwärtigen.

Auf Jan Meyer-Rogges Fotos sind Fassaden, Wände, Mauern unterschiedlichster Gebäude zu sehen, die Marken zuweilen unscheinbar und je nach Bodenniveau mal auf Knie-, mal auf Augenhöhe. Indes rückte er sie in seinen Aufnahmen so in den Mittelpunkt, dass die Flutlinie bei der Hängung der Fotos durchgehend auf einer Höhe liegt. Damit machte er die Marken über ihre ästhetisch, funktional und sozial unterschiedlichsten Kontexte hinweg zum eigentlichen Motiv. Dank der nunmehr direkten Vergleichbarkeit wurden die formalen Charakteristika der Lettern, der Zahlen und ihrer Anordnungen zur Sprache gebracht.