Kann man sagen, dass du das Material im Sinn der Balance heraus­forderst, seine Eigenschaften beanspruchst, damit es die inneren Kräfte nach außen kehrt, gleichsam preisgibt? (‚Auf Messers Schneide’)

Ich bin ja gerade darauf aus, die Materialeigenschaften auszureizen, z. B. bei Holz und Stahl, der sich besonders für meine Balancen eignet; Kon­sistenz der Platten und Rollen, die Spannkraft der Rundstangen, die Flexibilität des Drahtes. Form und Stofflichkeit des Materials provozieren ja überhaupt erst neue Ansätze bei der Entwicklung meiner Modelle. Ich ­beginne im kleinen Format, Tischgrößen etwa, die im Lauf der Arbeit den ganzen Boden meines Ateliers bedecken. Zunächst akzeptiere ich jeden nur möglichen Ansatz, der Spannung zeigt. Liegengebliebenes nehme ich wieder auf, das plötzlich bedeutsam werden kann.

So entstehen Arbeitszyklen über mehrere Jahre. Ich entscheide mich intuitiv für dieses oder jenes Modell, das ich dann schrittweise vergrößere. Was im Kleinen funktionierte, verträgt auch meistens eine größere Ausführung, es sei denn, das Material wird überfordert und verliert dadurch seine Spannkraft. Das Verhältnis muss stimmen, das Muskelspiel erhalten bleiben. Erst wenn ich sicher bin, lasse ich die großen Teile auf der Werft oder in Schmiedewerken herstellen.

Wenn ich diese Teile dann genauso wie bei den anfänglichen Modellen zueinander in Beziehung setze,