dass dieses Phänomen exakt meine plastischen Vorstellungen umschreiben würde. Es war das Elementare, der Kreislauf der Naturkräfte und der Moment des Innehaltens. Und es war das Messbare, der sichtbare Ausdruck der Stromlosigkeit durch die senkrecht im Strom stehende Tonne, das Schifffahrtszeichen. Ich hatte also durchaus eine Vorstellung, aber noch keine Idee, sie ins Skulpturale zu übersetzen. Erst als ich meine Arbeitsweise änderte und anfing, mit Stahlstäben zu experimentieren, hatte ich das Material gefunden, das wie ein Katalysator die Kräfte und Energien, die zum Gleichgewicht führen, anschaulich machen konnte.

So entstand die Serie Stillwasser. Die Objekte bestanden aus selbsttragenden Elementen, wobei der leiseste Anstoß genügte, um das Ganze zum Einsturz zu bringen. Aus diesen Erfahrungen entwickelte sich der thematische Ansatz, und seither beschäftigt mich als Problem der Balance der Zustand, der das Jetzt und das Grade-jetzt-noch des Gleichgewichts umspielt. Das Verlangen, nach dem du mich fragst, ist wohl der Antrieb, Wege aus der Gebundenheit und Schwere zu finden. Der Widerstand der Schwere ist wieder nur mit Schwere, mit Gegengewicht zu überwinden. So entscheidet immer Schwere über den Weg aus der Beharrung, vom Lagernden zum Aufrechten und Schwebenden.

Aus: KunstKonkret Nr. 2, Saarbrücken 1996
Wieder abgedruckt in: Jan Meyer-Rogge, Architektur des Gleichgewichts, Museum gegenstandsfreier Kunst, Otterndorf, 2011