Ein zentrales Werk Jan Meyer-Rogges setzt außer auf Materialeigenschaft, Formstrenge und Naturgesetz noch auf etwas anderes: die Erinnerung.

Zwei medial unterschiedliche Komplexe bilden das Ganze dieses Werks: eine Serie von Fotos an der Wand und eine Folge von Hölzern auf dem Boden. Beide sind akkurat geordnet, jedoch nach unterschiedlichen Kriterien: die Fotos gleichmäßig aufgereiht, die Hölzer anscheinend willkürlich ausgelegt, indes zeigt sich bei näherem Hinsehen, dass ihre Einschnitte und Markierungen eine durchlaufende Linie ergeben. Darin ähneln sich die beiden Komplexe: Es läuft jeweils eine Linie durch sie hindurch, anders ausgedrückt: Ihre Ordnung wird von einer Linie gestiftet.

Diese Linie aber ist nicht einem formalen Vorsatz entsprungen. Vielmehr geht sie auf ein Naturereignis zurück. Die Geschichte will von vorn erzählt werden.

Im Jahr 1979 stieß Jan Meyer-Rogge bei W. Hartmann & Co, Metallhandel am Rödingsmarkt in Hamburg, im Innern des Hauses eher zufällig auf eine Markierung, die an die Hamburger Flutkatastrophe vom 16. und 17. Februar 1962 erinnerte. Er machte sich auf die Suche nach weiteren derartigen Markierungen in der Stadt und fotografierte sie ebenfalls. Es entstand zunächst eine umfangreiche Sammlung fotografischer Dokumente ohne weitere Verwendungsabsichten.