Die Flut schuf sich ihre Ordnung
am Sturmtag, 1979

Das Sammeln alltäglicher Gegenstände oder Zeichen, die durch das Herausheben aus ihrem Kontext an beispielhafter Bedeutung gewinnen, erinnert an die Spurensicherung. Wenn Nikolaus Lang in den siebziger Jahren die Hinterlassenschaften von Einödbauern sicherte und ordnete, rief er die Erinnerung an untergegangene Lebensformen auf; der einzelne Fund wurde zur Kristallisation von Lebenswirklichkeit.
Wo aber Nikolaus Lang die Ethnologie in Kunst überführte, nutzte Jan Meyer-Rogge die Naturgesetzlichkeit für seine Kunst. Und wo der eine das Außenseiterleben auf dem Land, machte der andere die Naturgewalt in der Stadt zu seinem Thema. Gleichwohl schlägt hier mit dem Sammeln, Ordnen und Systematisieren alltäglicher Zeichen und Materialien die Spurensicherung in Jan Meyer-Rogges Formstrenge durch.
Die aufgerufene Erinnerung gilt einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Stadt Hamburg. Über 300 Menschen fanden den Tod. Besonders betroffen war der Stadtteil Wilhelmsburg. Dort, in Wilhelmsburg, fand Jan Meyer-Rogge viele seiner markierten Hölzer; dort ließ und lässt er seine großen Stahlplastiken herstellen.

Zum ersten Mal öffentlich präsentierte Jan Meyer-Rogge das Werk 1980 in der von dem Künstlerfreund Wolfgang Finck betreuten Ausstellung Alles Schwindel? in der Ottenser Hauptstraße.