Bereits zuvor hatte Jan Meyer-Rogge mit Naturelementen und Naturgesetzen gearbeitet. Stillwasser nannte er die im Raum aufgespannten Stahlstäbe oder Baumstämme. Im Wechsel der Gezeitenströme Ebbe und Flut, notierte er, trete für wenige Augenblicke eine Stromlosigkeit ein. „Solche gesetz mäßigen Momente umschreiben meine Vorstellung von Plastik, in der ursprüngliche Gegensätze von Ruhe und Bewegung, leicht und schwer, von stabilen und labilen Kräften im Gleichgewicht, von Ganzheit und Teil, gleichzeitig spürbar vorhanden sind.“ (1980) Das sind tatsächlich die Grund prinzipien seiner künstlerischen Arbeit: das Leichte im Schweren, das Stabile im Labilen unter Nutzung der Naturgesetze – vor allem der Gravitation – herzustellen, schwebende Gleichgewichte zu erzeugen.

In der Doppelarbeit zur Flutkatastrophe kommt etwas Wesentliches hinzu, nämlich die Lebenswirklichkeit, wie sie sich in den Markierungen niederschlägt: die Tätigkeitsspuren im Holz, die Erinnerungsspuren an der Wand. Schafft sich Meyer-Rogge sonst die Formen und die Gebilde – wenn auch oft auf natürlicher Grundlage – selbst, griff er hier auf bereits Bearbeitetes, anonym Bearbeitetes zurück, einerseits auf die georteten, bewusst gestalteten Marken, andererseits auf die zufällig angeschwemmten Hölzer mit ihrer unbekannten Herkunft und womöglich bewegten Geschichte.