Eigentlich auf der Suche nach rundgespülten Backsteinen an der Elbe, die er dann für seine Arbeit Zwischen Ebbe und Flut verwenden sollte, stieß Jan Meyer-Rogge im selben Jahr 1979 auf ein erstes Holzbrett mit einem Sägeschnitt. Und wiederum sammelte er weiter. Was er suchte, waren Bretter mit Markierungen: „Sägeschnitte, Brennspuren, Kratzer, Rostflecken, die in verschiedenen Richtungen über die Hölzer liefen.“ Manipuliert wurde nichts; die Hölzer mussten die Markierungen bereits mitbringen, egal ob gerade oder schräg. Im Atelier legte Meyer-Rogge sie so aus, „dass sich die Bretter gegenseitig Stück für Stück berühren und ihre Markierungen gleichzeitig eine gerade Linie bilden, die über das ganze Objekt läuft.“ Die durch gehende Linie, mag sie im Einzelnen auch vom Zufall bestimmt sein, verbindet nun gesetzmäßig die unterschiedlich breiten, dicken und langen Hölzer, die Hölzer unterschiedlicher Herkunft, Struktur, Farbigkeit und Lage.Die Hölzer waren es, die den Gedanken auslösten, die Fotos mit den Flutmarken könnten hier ihre Bestimmung finden. Indem Jan Meyer-Rogge den Schwemmhölzern die Fotos zuordnete, nahm er denen den Charakter des rein Dokumentarischen. Er schuf ein Spannungsfeld zwischen dem Schwarz weiß und der Materialfarbigkeit, zwischen dem Flächigen und dem Räum lichen. Und stets das Gleichgewicht der Korrespondenzen: In den Fotos verlaufen die Markierungen linear, auf den Hölzern plastisch-räumlich. Das Gesammelte erfuhr seine Ordnung; der Zufall begegnete der Natur gesetzlichkeit. Die Fotoserie nannte Meyer-Rogge: Weil das Wasser an der Grenze nicht haltmacht und die Bodenplastik: Die Flut schuf sich ihre Ordnung am Sturmtag.