Auffassung sein, daß in eben dem Maße, in welchem der Spielraum der Materialverwendung größer ist, das Prinzip um so thematischer wird. Sie können also sagen: es geht um Balance und nicht um Balance mit Holzstangen oder Stahlstangen. Bei Serra ist es anders. Die spezifische Eigenschaft des Sichdeformierens ist dem Blei ausschließlicher eigentümlich als anderen Materialien, auch zum Beispiel die Farbe von Blei, die eben nur als Farbe von Blei gewissermaßen den Übergang zwischen Ermatten und Glänzen von sich aus schon mitbringt. Im einen wie im anderen Falle gilt aber: damit der Gedanke - sei es der der Balance oder der einer aufgehaltenen Deformation - in Materialität übergehen kann, bedarf es bestimmter Materialien, in denen sich das machen läßt. Fehr: Natürlich. Aber wenn ich Serras Arbeiten wie zum Beispiel "Terminal" aufgrund ihrer Materialität als bedrohlich empfinde, ist das dann nicht etwas Ähnliches, wie wenn ich vor einem Berg stehe: also das Gefühl der Angst besonders vor Material, das in einer Form erscheint, vor der ich nur hoffen kann, daß sie dieses Material gewissermaßen zusammenhält und nicht auf mich stürzen läßt? Stahlplatten, die auf dem Boden liegen, machen mir keine Angst. Sind sie aber in eine prekäre Situation gebracht, so, daß ich denken muß, sie könnten mir auf den Kopf fallen, habe ich vor ihnen Angst, werden sie bedrohlich. Im Unterschied zu Meyer-Rogges Arbeiten ist, so meine ich, bei Serra Balance nicht das Thema. Sondern Balance wird hier eingesetzt, um das Material wirken zu lassen im Sinne von suggestiver Bedrohung. |
|
|