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Imdahl: Was Sie hier ansprechen, ist eine Tendenz, die in der amerikanischen Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg weitverbreitet ist. Sie läßt sich unter der Kategorie des Erhabenen fassen. Es handelt sich darum, daß das betrachtende Subjekt von der Erscheinung überwältigt und in seiner physischen Existenz bedroht werden soll, um ihm in dieser Bedrohung eine Möglichkeit zu eröffnen, auf das eigene Selbst zurückzukommen.

Da spielen - gerade was Serra anbetrifft - die Materialeigenschaften eine außerordentliche Rolle - zumal auch bei "Terminal" -, aber nur derart, daß die Form auch Eigenschaft des Materials zeigt, indem sie diesem gewissermaßen widerspricht. Zum Beispiel so, daß Stahl - als Material ein Ausdruck von Widerstandsfähigkeit und Konsistenz - in eine Konstellation des potentiellen Zusammensturzes gebracht wird, oder daß Blei - von seiner materialen Existenz her flexibel und leicht deformierbar - in einen Kontext gebracht wird, der diesen Eigenschaften entgegenwirkt. Alles das sind Strukturen der Unsicherheit und der Verunsicherung.

Fehr: Bleibt es nicht dabei, daß bei Meyer-Rogge das Material eingesetzt wird, um Balance zu entfalten? Während bei Serra Balance und Form eingesetzt werden, um Materialeigenschaften in ihrer suggestiven Wirkung zur Geltung zu bringen?