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der Länge der Stangen bestimmt, woraus sich dann die Form, das relationale Gefüge des Ganzen ergibt. Die Form dieser Arbeiten kann als niemals unabhängig von den physikalischen Bedingungen der Balance bestehen und gesehen werden. Die Schönheit der Form steht im Verhältnis zu den physikalischen Bedingungen, die die Balance hervorbringen.

Ich glaube, es ist für die Plastik von Meyer-Rogge charakteristisch, daß sie nichts darstellen, was sie nicht faktisch vollziehen: Gezeigt werden nicht Darstellungen von Balance, in diesen Arbeiten sind vielmehr Darstellung und reale Balance ununterscheidbar. Das hat große Konsequenzen für den eigentlichen Produktionsakt eines solchen Plastikers - Konsequenzen, die sich überhaupt auf die moderne Kunst erstrecken. Der Künstler operiert im Rahmen physikalischer Gesetzmäßigkeiten, welche er ausreizt; er erschafft eigentlich nichts, sondern er ermöglicht Prozesse, zum Beispiel Balance.

Fehr: Ohne daß diese Arbeiten spektakuläre Balancen vorführen würden, wie man sich solche ja auch vorstellen könnte. Spektakuläre Balance möchte ich dabei so verstehen, daß man zwar darüber staunen kann, daß etwas hält, sich aber nicht klarmachen kann, warum; das Warum also versteckt bleibt. Meyer-Rogge führt dagegen meiner Ansicht nach Balance als eine Möglichkeit vor, mit Material umzugehen, die ich in diesem Sinne als informativ und auch als beglückend empfinde.