Imdahl: Den Hinweis auf das Beglückende finde ich zutreffend. Man muß dabei festhalten, daß das individuelle Handeln des Künstlers hinter die Prozesse, die er im Rahmen des Physikalischen ermöglicht, zurücktritt und daß diese Prozesse nicht den Charakter von Unwahrheit haben können, weil es sich ja nicht nur um die Darstellung von Prozessen handelt, sondern um diese selbst. Fehr: Es wird also Balance nicht benutzt, um Material in eine bestimmte Form zu zwingen, sondern es wird vielmehr vermittels der Balance eine Art Harmonie zwischen bestimmten Materialeigenschaften und Formen vorgeführt. Imdahl: Ich bin nicht ganz der Meinung, daß die Arbeiten von Jan Meyer-Rogge gänzlich unspektakulär wären. Es ist doch schon erstaunlich, was gezeigt wird, denn es handelt sich doch um jeweils kühne Balancen, bei der Plastik "Drei Stäbe im Raum" wie auch bei den anderen aus ineinander gesteckten Stäben. Das Erstaunen steckt in der Erfahrung, daß das Potential physikalischen Verhaltens in Extremsituationen vorgeführt wird, die man nicht so ohne weiteres vorherdenken kann. Dennoch ist es keine "Schau", und genau in dem Maße nicht, wie es die Realität ist. Allerdings wird die Realität über das gemeinhin von ihr Erwartbare hinaus zur Geltung gebracht. Und wenn man das Phänomen sieht, kann man wohl im Nachhinein erklären, wodurch es zustande kommt - und man kann es bruchlos |
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